Die Fachtagung der Fachgruppen Landbau/Weinbau und Landentwicklung am 21.09.2023 in Bekond stand unter dem Motto

Solarenergie im Spannungsfeld der Landwirtschaft“

Für Donnerstag, 21.09.2023 hatten die Fachgruppen Landbau/Weinbau und Landentwicklung im BTB Rheinland-Pfalz zu einer ganztägigen Fachtagung in das Bürgerhaus nach Bekond eingeladen.

BTBLaLeiRLP 20230713

Teilnehmer/Teilnehmerinnen an der Fachtagung in Bekond

Schon sehr frühzeitig fanden sich insgesamt 98 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu der ausgebuchten Veranstaltung ein. Nicht nur aus dem Bereich der beiden Fachgruppen, sondern auch darüber hinaus hatten sich aus dem Bereich der der Vermessungs- und Katasterverwaltung, der Gewerbeaufsicht und der Geologie Teilnehmer eingeschrieben.

Der Fachgruppenvorsitzende Kaspar Portz als Ideengeber und Organisator der Veranstaltung hatte mit dem Thema eine breite Zustimmung erfahren.

Die Begrüßung durch die Vorsitzenden Kaspar Portz von der FG Landbau/Weinbau und Dietmar Petry, den stellvertretenden FG-Vorsitzenden der Landentwickler stimmten die Anwesenden auf die Thematik ein. Die Bürgermeisterin der VG Schweich, Christiane Horsch vermittelte in ihrem Grußwort das Spannungsfeld bzgl. Photovoltaik in der Kommunalverwaltung, bei der Erstellung entsprechender Flächennutzungspläne, bzgl. des Bauplanungsrechtes und der Betroffenheit von Kommunen, Landwirten und Bürgern in einem prosperierenden Bereich wie der VG Schweich. Sie ging auf die bisherigen Entwicklungen, die aktuellen Probleme und die Fragestellungen der zukünftigen Entwicklung ein.

Ortsbürgermeister Horst Melchisedech begrüßte die Teilnehmer:Innen und freute sich über den großen Zuspruch.

In den folgenden Fachvorträgen überzeugten Prof. Dr. te Heesen vom Umweltcampus Birkenfeld mit dem Thema "Perspektiven und Potenziale der Photovoltaik” ebenso wie Prof. Dr. Weber, TH Bingen mit dem Thema „Photovoltaik in der aktuellen Transformation –Trends, Konflikte, Risiken, Chancen“. Beide gingen auf die grundsätzlichen Anforderungen zur Erreichung der Klimaziele, auf die unterschiedlichen Möglichkeiten im Bereich der erneuerbaren Energien, Visionen und Problembereiche und auch auf die sich daraus ergebenden Fragestellungen zum Landverbrauch ein. Schnell entwickelten sich zu den Vorträgen Nachfragen und erste Diskussionsansätze.

 Mit einem „Bericht aus verschiedenen Solarflächenprojekten“ beleuchtete Reinhard Müller als Vorstand der Regionalwerke Trier-Saarburg (RTS) den aktuellen Stand in der praktischen Umsetzung von Photovoltaik und sonstigen Geschäftsfeldern dieses auf Eigenvervorgung der Kommunalen Ebenen ausgelegten Anstalt des öffentlichen Rechts. Neben Photovoltaik auf Freiflächen, Gewerbe- und Gebäudeflächen wird auch im Bereich von Windenergie eine große Menge Strom erzeugt. Die Regelung von Erzeugung und Verbrauch stellt bezüglich der regelungstechnik und der Speicherung eine große Herausforderung dar, der man sich mit intelligenten Lösungen nähert. Kritische Nachfragen zur Nutzung von Potentialen auf Gebäuden und Fragen zur Umweltverträglichkeit, Nachhaltigkeit im Naturschutz etc. konnte Herr Müller gut beantworten. Beim Vortrag „Synergie statt Konkurrenz: Das Potenzial von Solarenergie in der Landwirtschaft“ von Gerd Schöller Geschäftsführer (CEO) Schoenergie wurde deutlich, dass Spannungsfelder bei der weiteren Entwicklung der Photovoltaik auf Freiflächen vorprogrammiert sind. Die Bereiche Verfügbarkeit von Potentialflächen, Ansprüche von praktizierenden Landwirten, Eingriffe in die direkte Lebensumwelt der Bevölkerung, mangelnde Energie-Infrastruktur, fehlende Speicher- und Regelkapazitäten spielen aber auch eine Rolle im Konfliktfeld der weiteren Entwicklung.

Im sich anschließenden Vortrag "Entwicklung von PV-FFA in der Region Bedeutung für die Agrarstruktur" von Alexandra Thömmes und Daniela Kühn von der Landwirtschaftskammer wurden dann weitere Problembereiche aufgegriffen und die Konfliktfelder aus Sicht der Landwirtschaft, ihres Vertretungsorgans LWK und des Naturschutzes konkretisiert.

Im Rahmen dieses Vortrages wurde deutlich, dass bei der Umsetzung der ambitionierten Klimaziele noch viel Klärungsbedarf besteht um Wildwuchs zu verhindern und Konflikte zu begrenzen. Z. B.: Welcher Flächenbedarf besteht tatsächlich und wie wird dies vernünftig verteilt? Wie kann verhindert werden, dass einzelnen Betrieben die Zukunft verbaut wird? Wie können und müssen die Akteure zusammenarbeiten?

Dies war eine hervorragende Vorlage für die anschließende Podiumsdiskussion, an der neben Professor Urban Weber, Gerd Schöller, Frau Daniela Kühn und Alexandra Thömmes auch Florian Merten, Klimaschutzmanager der VG Schweich und die beiden Mitglieder des Landtags, Marco Weber (FDP) und Lars Rieger (CDU) teilnahmen.

Unterschiedliche Positionen aber gleichlautende Fazits wurden im Rahmen der Diskussionsrunde deutlich. Alle wollen die Energiewende, die mittelfristigen Umsetzungsstrategien müssen mit einem vorsorglichen Festhalten an bestehenden Energiesystemen verbunden sein um den Umbau nicht zu gefährden. Im Bereich der Steuerung, Regelung und Speicherung gibt es hohen Nachholbedarf. Bei den Konflikten in Bezug auf Flächenbedarf, Ökonomik, Naturschutz und Nahrungsmittelsicherheit sind Gespräche und klare Leitlinien nötig um Wildwuchs zu verhindern und Potentiale nutzen zu können. Die Beteiligten, also Politik, Landwirtschaft, Energiewirtschaft und Investoren müssen im Rahmen der Umsetzung von avisierten Projekten frühzeitiger und viel mehr miteinander kommunizieren um Konfliktfelder abzuarbeiten und die Zielsetzungen unserer Klimaziele nicht zu gefährden. Im Rahmen der Gesetzgebung könnten Regelungen getroffen werden, die für diese Problemfelder grundsätzliche Lösungen ermöglichen aber auch Spielraum geben, ohne dass die Klimaziele, so wie es momentan den Anschein hat ausschließlich auf dem Rücken der Landwirtschaft verwirklicht werden.

Nach dem Mittagessen wurde Carl Pump, Wissenschaftlicher Mitarbeiter Universität Greifswald digital mit dem Vortrag „Agri-PV – Chancen für die Landwirtschaft und die Energiewende“ zugeschaltet. Hier ging es um praktische Umsetzung von Agri-PV. Neben den Fakten und aktuellen Herausforderungen erläuterte Herr Pump das Konzept von  Agri-PV anhand von Beispielen wie Heggelbach, die Frage der Wirtschaftlichkeit und Geschäftsmodelle, den momentanen Rechtsrahmen und aktuelle Förderpolitik, die Potentiale der Agri-PV und die Entwicklung sowie die Vielfältigkeit der Systemdesigns und Anschauungsbeispiele aus der Praxis.

Dies rundete die Fachtagung ab und es zeigte sich deutlich, dass es am Willen der Investoren hängt ob Agri-PV im größeren Stil umgesetzt wird. Ist man bereit zu Gunsten einer Mehrfachnutzung der Flächen mit einem höheren Invest sowohl die landwirtschaftliche Produktivität der Fläche zu erhalten und so nur einen Teil der elektrischen Energiepotentials zu nutzen.

Die Fachtagung machte deutlich: Die eierlegende Wollmilchsau gibt es auch bei Agri-Pv nicht, aber sie könnte in vielen Bereichen ein vernünftiger Kompromiss sein, sofern die reine Wirtschaftlichkeit bzgl. der Investition in Punkto Energieertrag nicht das ausschließliche Interesse darstellt.

Den Teilnehmer:Innen der Veranstaltung wurden viele Infos zu eigenen Meinungsbildung vermittelt. Alle sind gefordert sich in den Prozess der Energiewende einzubringen um eine breite Akzeptanz zu ermöglichen, Wildwuchs zu verhindern und Nachhaltigkeit in allen betroffenen Bereichen zu erzielen.

Die Veranstaltung zeigt erneut auf wie wichtig den Mitgliedern die fachliche Weiterbildung ist und dass gewerkschaftliche Arbeit diesen Bereich abdecken muss.

Portz